Am vergangenen Samstag lud die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Rahmen ihrer landesweiten Kampagne „Zuviel ist zu viel!“ zu einem offenen Frühstück in Darmstadt ein. Kolleginnen und Kollegen aus allen Schulformen nutzten die Gelegenheit, sich über die zunehmende Arbeitsbelastung im Lehrerberuf auszutauschen.
Schnell wurde deutlich: Die Herausforderungen sind vielfältig, die Belastung groß. So berichteten Lehrkräfte von Wochenarbeitszeiten von bis zu 60 Stunden während der Schulzeit – ein Pensum, das selbst durch ruhigere Phasen in den Ferien nicht ausgeglichen wird. Hinzu kommen verdeckte Mehrarbeiten, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft unsichtbar bleiben, wie die Aufteilung von Klassen, wenn eine Lehrkraft erkrankt ist, so dass dann deutlich mehr Schülerinnen und Schüler betreut werden müssen, oder doppelte Klassenleitungen, die zu doppelten Elternabenden, Elterngesprächen und einem erheblichen Mehraufwand in der Organisation führen.
Als besonders kräftezehrend beschrieben die Anwesenden jedoch die Vielzahl an zusätzlichen Aufgaben jenseits von Unterricht, Vor- und Nachbereitung: Zunehmend ausufernde Förderpläne und Dokumentationen aller Art nehmen einen immer größeren Raum ein, weil von Seiten des HMKB (Hessisches Ministerium für Kultur, Bildung und Chancen) offenbar das Bedürfnis nach Kontrolle und juristischer Absicherung besteht. Bei einer gleichbleibenden Arbeitszeit von 41 Stunden und einer zunehmenden Klassengröße sind diese Aufgaben jedoch nicht mehr zu stemmen. „Der eigentliche Kern unserer Arbeit, die pädagogische Arbeit mit den Kindern, droht aus dem Blick zu geraten“, so eine Teilnehmerin.
Die GEW kritisiert, dass die Arbeitszeit der Lehrkräfte in eine „nicht mehr konstruktive Unwucht“ geraten sei. Zwar sei der Lehrerberuf nach wie vor für viele eine Herzensangelegenheit, gerade deshalb sei es aber unfair, den Idealismus der Pädagoginnen und Pädagogen immer weiter auszunutzen.
„Es geht nicht darum, ob dieser Beruf schön ist – das ist er“, fasste ein Kollege zusammen. „Aber die Grenzen der Belastbarkeit sind längst überschritten. Zuviel ist zu viel.“